An(ge)dacht

Volkstrauertag

Der Volkstrauertag ist mehr als hundert Jahre alt – und hat seit Februar 2022 und dem 07. Oktober eine erschütternde Aktualität gewonnen. Städte und Landschaften werden dem Erdboden gleichgemacht. Menschen sind auf der Flucht, die Zahl der Toten und Verwundeten steigen mit jedem Tag.

 

Eingeführt wurde der Volkstrauertag vom 1919 gegründeten Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge zum Gedenken an die Kriegstoten des Ersten Weltkrieges. Dieser Tag sollte ein Zeichen der Solidarität sein: derjenigen, die keinen Verlust zu beklagen hatten, mit denen, die um Gefallene trauerten.

Die erste offizielle Feierstunde fand 1922 im Deutschen Reichstag in Berlin statt. Der damalige Reichstagspräsident und SPD-Abgeordnete Paul Löbe hielt eine im In- und Ausland vielbeachtete Rede.

Er stelle einer Gegenwart voller Feindseligkeiten den Gedanken der Versöhnung gegenüber. „ … Leiden zu lindern, Wunden zu heilen, aber auch Tote zu ehren, Verlorene zu beklagen, bedeutet Abkehr vom Hass, bedeutet Hinkehr zur Liebe, und unsere Welt hat die Liebe not …“

1934 bestimmte das nationalsozialistische Regime den Volkstrauertag zum „Heldengedenktag“. Die Fahnen flatterten nicht mehr auf Halbmast, sondern wurden voll gehisst. Nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland erinnerte erneut der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge an den Volkstrauertag. Der Termin wurde nach Übereinkunft zwischen der Bundesregierung, den Ländern und den großen Glaubensgemeinschaften auf den vorletzten Sonntag im Kirchenjahr festgelegt.

Günther Falkenberg

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