An(ge)dacht

Baustellen im Leben

Liebe Gemeindemitglieder und Gäste!

Wasser fließt aus einer geschlossenen Kellerwand in der Propstei. Kein Quellwunder in der Nähe der Gnadenkapelle, obwohl der Anblick fast mystisch wirkt. Nur ein ganz profaner Wasserrohrbruch. Bodenfliesen werden herausgesägt, Teppiche herausgeschnitten, Wände und Böden werden aufgestemmt. Ein Plan, wo im Haus Wasser- und Heizungsleitungen entlanglaufen, existiert nicht. Ein Leckage-Fachmann hilft, die Lecks zu finden.

Wir alle kennen Baustellen und wir wissen, dass sie irgendwann nerven, zumal wenn ein Ende nicht in Sicht ist. Trotzdem gehören Baustellen zu unserem Leben dazu. Sie sind unvermeidbar, weil sie (in der Regel) auch notwendig sind.

Neben Gebäuden aus Stein, Holz, Stahl und Glas sind wir Menschen selbst immer wieder erneuerungsbedürftig. Das gilt gleichermaßen für unseren Körper, unseren Geist und unsere Seele - gleichsam Dauerbaustellen. Schon Kinder wissen, was unser Körper braucht, um bei aller Alterung möglichst fit zu bleiben. Dass unser Geist gute Gedanken und fruchtbare Auseinandersetzungen mit anderen benötigt, um möglichst lange klar zu denken und zu entscheiden, ist den allermeisten wahrscheinlich auch einsichtig. Damit auch unsere Seele weder ihre Kraft noch ihre Schönheit verliert, empfehle ich, sie immer mal wieder dem Licht des Himmlischen dankbar entgegenzuhalten.

Wenn wir uns auch selbst immer Baustelle bleiben, so ist unser Bemühen um Erneuerung ein Zeichen unserer Sehnsucht nach dem Vollkommenen und Vollendeten.

Es tut gut, in dieser Sehnsucht zu leben, meint

Propst Michael Langenfeld

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