An(ge)dacht

Äpfel sind verlockend

Angedacht vom 1. Oktober 2023

Sie sind wirklich verlockend, die rot-gelb leuchtenden Äpfel, die in den Bäumen hängen. Da läuft mir doch gleich das Wasser im Munde zusammen. Die Äpfel im Nachbarsgarten sind natürlich obsolet. Aber wenn ich mir das Knacken beim Hineinbeißen in einen frischen Apfel vorstelle und den süß-säuerlichen frischen Geschmack im Mund, dann kann ich Eva und Adam schon ein wenig verstehen, dass sie der Versuchung nachgegeben haben. Lecker so ein frischer Apfel. Wobei die Paradiesfrucht nicht zwingend ein Apfel war. Das Wort im Originaltext müsste man im Deutschen eher mit Frucht übersetzen. Das daraus der berühmteste Apfel der Weltgeschichte geworden ist, liegt an der lateinischen Übersetzung der Bibel, die mit einem Wortspiel arbeitet: Malus bedeutet nämlich böse, aber auch Apfelbaum. Das passte irgendwie besser als das neutralere Wort Frucht oder war einfach nur ein Übersetzungsfehler. Überhaupt ging es Eva und Adam ja nicht um den Apfel. Obst hatten sie doch reichlich. Es war die Frucht vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse, zu der die Schlange verführte. Und Erkenntnis - also Wissen - ist bekanntlich Macht. In unserer Informationsgesellschaft spüren wir sehr deutlich, wie sehr Wissen und Macht zusammenhängen.  Und es ist beängstigend, wie verführbar Menschen auch heute sind, obwohl wir ja seit Adam und Eva Gut und Böse erkennen - und unterscheiden können. Da fällt der Apfel wohl nicht weit vom Stamm.

Wenn irgendeine menschliche Schlange Ihnen einflüstern will, dass ein ganz bestimmter Apfel tausendmal besser als alle anderen sind, dann seien sie skeptisch. Nicht jeder Apfel ist für sie bestimmt. In manchen steckt auch der Wurm drin. Aber das ist eine andere Geschichte.

Pastoralreferent Richard Schu-Schätter

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